Nach der kleinen Exkursion zum BEV in Salzburg im Dezember, stand am 19. Jänner die große Exkursion nach Wien an. Auf dem Programm standen das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Wien und das Globenmuseum.
Der Tag begann für alle an diesem Dienstag bereits um 6:40 Uhr am Hauptbahnhof. Nach der 2 1/2 stündigen Zugfahrt in die Hauptstadt und ein paar Stationen mit der U-Bahn kamen wir schließlich beim BEV in Wien an.
Dort bekamen wir von drei netten Herren des Bundesamtes die Abteilungen des Vermessungswesens genau erklärt:
· V1: Grundlagenvermessung
· V2: Fernerkundung
· V3: Landschaftsinformation
· V4: Kartographie
· V5: Verlag Geoinformation
V1 Grundlagenvermessung
Sie bildet die Grundlage für die Georeferenzierung.
Das APOS (=Austrian Positioning System) dient zur Führung des Lagefestpunktfeldes und des Höhenfestpunktfeldes. Es handelt sich dabei um ein Dreiecksnetz, das über ganz Österreich gelegt wird.
V2 Fernerkundung
Bei diesem Teil wurde uns alles zum Thema Luftbild näher gebracht.
Das BEV in Wien verwendet hierfür das Flugzeug Beechcraft Super King Air 200, eine Turbopropmaschine mit Druckkabine.
Technische Details:
· Reichweite: ca. 2.500 km
· max. Flughöhe: 10.500 m
· Arbeitsfluggeschwindigkeit: 500 km/h
Je nach Anwendungsbereich gibt es schwarz-weiß Bilder, Infrarotbilder oder Farbluftbilder.
Um ein Orthophoto zu erhalten müssen diese Luftbilder nun entzerrt werden. Dabei werden die Entzerrungen im Luftbild berechnet und es entstehen Orthophotos mit einheitlichem Maßstab und einer sehr hohen Genauigkeit.
Die Luftbilder werden in einem Bildformat von 23 x 23 cm und in einem Maßstab von 1:15 000 gemacht. Die Infos am Datenrahmen (Brennweite, Bildnummer,…) bezeichnet man als „Rahmenmarken“.
Luftbilder werden unter anderem im Katastrophenschutz (Hochwasser) und in der Landwirtschaft (für EU-Förderungen) verwendet.
Mithilfe eines Luftbildscanners werden im BEV analoge Luftbilder digital abgespeichert.
· Auflösung: ≥ 10 mü-Meter
· geometrische Genauigkeit: ~ 2 mü-Meter
· Farbtiefe: 12 bit
· Kodak Kamera (11 mio Pixel)
· Farbe (RGB) über LEDs
· Scanzeiten (23 x 23m)s/w à ca. 1 minFarbe à 3 min
1 Filmrolle umfasst ca. 400 Bilder und 1 Bild enthält 1 GB Daten.
V3 Landschaftsinformation
Die Aufgaben dieser Abteilung beinhaltet die Datenerfassung von 2 topographischen Modellen:
· Kartographisches Modell 1:50 000 (ÖK50)Aktualisierung
· Das Digitale Landschaftsmodell (DLM)
Ziel dieses Modells ist die lagerichtige Abbildung der Natur. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Originärdaten erhoben, um Vektordaten entstehen zu lassen, die danach mit Attributen versehen werden.Es besteht also aus verschiedenen Ebenen (Verkehr, Siedlung, Gewässer,…), die übereinander gelegt werden und so das Digitale Landschaftsmodell bilden.Anwendung findet das DLM im GIS-Bereich.
V4 Kartographie
Das BEV ist beauftragt, ein flächendeckendes aktuelles Kartenwerk von Österreich bereitzustellen. Die ÖK50 (Maßstab 1:50 000) stellt dabei das österreichische Grundkartenwerk dar.
Weitere zivile Karten des BEVs sind
· ÖK 25V (1:25 000 – nur eine Vergrößerung der ÖK50)
· ÖK 200 (1:200 000)
· ÖK 500 (1:500 000)
Neben den zivilen Karten bearbeitet das BEV auch militärische Karten:
· ÖMK 50 (1:50 000)
· ÖMK 250 (1:250 000)
· ÖMK 500 (1: 500 000)
In kartographischen Modellen werden Kartenwerke digital bereitgestellt. Es gibt wieder verschiedene Ebenen (Gewässer, Höhenschichtlinien, Wald,…), die den Farbebenen der analogen Kartenausgabe entsprechen.
Man kann nicht alles aus der Natur in eine Karte packen. Deshalb ist die Lage der Objekte in der ÖK50 nicht immer richtig. Häufig müssen Objekte verdrängt werden.
Reihenfolge der Lagerichtigkeit:
· Gewässer
· Bahnen
· Straßen, Wege
· Häuser und andere Objekte
· Bewuchs und Kulturgrenzen
Durch die Generalisierung wird das wichtigste ausgewählt, unwichtiges weggelassen und gleiches zusammengefasst.
Als Österreich vor einiger Zeit dem NATO-Programm „Partnerschaft für den Frieden“ beigetreten ist, hat man die österreichische Karte 1:50 000 vom Gauß-Krüger Koordinaten-System auf das internationale Universale-Transversale-Mercator (UTM) Koordinatensystem umgestellt.
Daraus ergaben sich folgende Änderungen:
BMN
Referenzsystem: Bessel-Ellipsoid
Projektion: Gauß-Krüger
Bezugsmeridian: 28, 31, 34° östl. Ferro
Blattschnitt: 15 x 15
UTM-System
Referenzsystem: World Geodetic System WGS 84
Projektion: Universale Transversale Mercator Projektion
Bezugsmeridian: 9, 15° östl. Greenwich
Blattschnitt: 12 x 20
Österreich lässt sich nun in 191 Blätter auf der ÖK50 einteilen.
Diese ergeben sich dadurch, dass unser Heimatland zunächst in fünf 2° breite vertikale und drei 1° breite horizontale Streifen eingeteilt wird.
Es ergeben sich nun 2° x 1° große Bereiche, die wiederum in 30 kleinere Bereiche aufgeteilt werden.
Die flächendeckende Aktualisierung der ÖK50 erfolgt alle 7 Jahre. Größere Baustellen (zB in der Industrie) werden jedoch laufend aktualisiert und eingearbeitet.
V5 Verlag Geoinformation
Diese Abteilung beschäftigt sich mit der…
· Herstellung der analogen Karte von der Druckvorbereitung bis zum Druck
· Ausgabe der analogen Karten
· Unterstützung von diversen Arbeitsabläufen (Luftbildentwicklung, scannen,…)
Der Druck der Karten erfolgt nicht im Gebäude des BEVs, sondern örtlich getrennt im 23. Bezirk.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Exkursion nach Wien sehr interessant und aufschlussreich war. Wir haben viel Neues zum Thema Vermessungswesen erfahren und auch einiges gehört, das wir schon im Unterricht durchgemacht haben.